Die Verbandsversammlung des Planungsverbandes Lappwaldsee hat im Dezember 2019 die Aufstellung des Bebauungsplanes „Lappwaldsee“ beschlossen. Mit dem aktuellen Verbandsbeschluss vom 15.11.2022 über die vorgebrachten Anregungen und Bedenken, die im Rahmen der Auslegung und von Trägern öffentlicher Belange eingebracht wurden, wird zum einen der noch zu erfolgende Satzungsbeschluss vorbereitet und zum anderen dokumentiert, dass eine Umsetzung der Planung zu gegebener Zeit erfolgen kann.
Eine Beschlussfassung als Satzung und die abschließende Bekanntmachung des B-Plans sind erst möglich, wenn die Festsetzungen den bergrechtlichen Ausweisungen (Bergrecht) nicht widersprechen. Dies ist zurzeit noch nicht der Fall. Der abschließende Planfeststellungsbeschluss des Bergamtes ist nicht vor 2025 zu erwarten. Erst wenn die konkrete Endwasserhöhe und damit auch Gesamtfläche des Sees bekannt sind, werden weitere Nutzungsplanungen möglich.
Ziel des Bebauungsplanes und Voraussetzung für die spätere touristische Nutzung ist die öffentliche Zugänglichkeit des Sees und der angrenzenden Randbereiche. Mit der planungsrechtlichen Sicherung der Seerandbereiche soll dem Planungsverband ermöglicht werden, um den Lappwaldsee verlaufende Wege zu planen und Grünflächen zum Zwecke der Naherholung zu entwickeln. Vorgesehen ist, einen Rundweg nah am Ufer und einen in etwas größerer Entfernung zum Uferbereich anzulegen sowie Verbindungswege zwischen den beiden Rundwegen zu schaffen.
In den Festlegungen des Bebauungsplanes wurde auch eine Anbauverbotszone von 20 Metern an der Bundesstraße 245 a eingetragen. Auch die Fläche des Grünen Bandes an der ehemaligen innerdeutschen Grenze ist im Bebauungsplan dargestellt. Der Zeitpunkt, ab wann der Bebauungsplan Rechtskraft erlangen und umgesetzt werden kann, hängt vom Bergrecht ab, das für einen Großteil der ehemaligen Tagebauflächen noch gilt. Diese Einschränkung gilt auch für die Anlage der touristischen Infrastruktur in der Nähe des Sees. Erst wenn die Entlassung aus der Bergaufsicht erfolgt ist, haben die beteiligten Kommunen und der Planungsverband die Hoheit über den See und die angrenzenden Flächen. Erst dann können verbindliche Verhandlungen mit Investoren erfolgen.
Folgende Fakten verdeutlichen die Einzigartigkeit und das Potential der entstehenden „Seeregion“: Der Lappwaldsee wird nach Entlassung aus der Bergaufsicht und Erreichen der Badewasserqualität vollständig nutzbar sein. Dies wird frühestens im Jahr 2032 der Fall sein. Nach derzeitigem Planungsstand wird das Gewässer nach der vollständigen Flutung eine Uferlänge von rund 11 Kilometern haben. Mit einer prognostizierten Fläche von 419 Hektar wird er fast so groß sein wie der Arendsee im Norden Sachsen-Anhalts.
Ziel ist, den Bereich der ehemaligen Braunkohletagebaue Helmstedt und Wulfersdorf als touristisch reizvolles Bade- und Freizeitgewässer anzulegen. Mit dem Lappwaldsee soll das Potenzial der länderübergreifenden Region an naturnahen Erholungsgebieten und kulturhistorischen Sehenswürdigkeiten um neue Facetten und Angebote bereichert werden.
Der Masterplan Helmstedt-Harbke See aus dem Jahr 2008 sieht am Lappwaldsee Strandbereiche für den Badebetrieb sowie Anlegeplätze für Segel- und Motorboote vor. Surfen, Wasserski und Regattasport könnten zu den weiteren freizeitlichen Aktivitäten am See zählen. Touristische Anlagen am Wasser, Seepromenaden, Freizeitwohnen auf Campingplätzen sowie in Ferien- und Wochenendhäusern sollten möglichst auch nahe am See gelegen möglich sein. Durch ein Rad- und Wanderwegenetz soll der See länderübergreifend verbunden und erkundbar sein.
Laut dem aktuellen gemeinsamen Tourismuskonzept der Landkreise Börde und Helmstedt und der Gemeinde Cremlingen ist der Lappwaldsee das Angebot, das die natürliche und infrastrukturelle Attraktivität im Kooperationsgebiet zukünftig am stärksten positiv beeinflussen kann.
Die Entwicklung des Lappwaldsees verfolgt das Ziel, den Naturschutz mit sanftem Tourismus und Naherholungsangeboten zu verbinden. Dabei soll Deutschlands einzigartiger Natur- und Kulturraum so bekannt werden, dass Gäste aus nah und fern vermehrt in die Region kommen. Als einziger ehemaliger Tagebergbau, der von den beiden ehemaligen deutschen Staaten gemeinsam ausgebeutet wurde, bietet der See bereits für sich genommen ganz besondere Aspekte für eine historische und ökologische Auseinandersetzung. Er bietet viel Potential für Aktiv- und Erholungsaufenthalte.
Mit der Ausweisung des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ als „Grünes Band“ durch das Land Sachsen-Anhalt gewinnen die Lage des Sees und die Planungen für eine zukünftige touristische Nutzung zusätzlich an Bedeutung. Schon heute ist der Lappwaldsee ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänger und Radfahrer, auch wenn es neben Informationstafeln und einer Grillhütte kaum Infrastruktur gibt. Mit jährlichen Erlebnistagen am See, sogenannten FLÖZerfesten, möchte der Planungsverband Lappwaldsee die Entwicklung des Lappwaldsees an einem festen Datum Ende Mai, jedoch an wechselnden Standorten rund um den Lappwaldsee, in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.
Die Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange zum ersten Entwurf des Bebauungsplanes "Lappwaldsee" wurden im jüngsten Entwurf berücksichtigt. Der Landkreis Börde benennt in seiner Stellungnahme ökologisch wertvolle Bereiche. Dazu zählt beispielsweise das Teilgebiet Glüsig an der Ostböschung des Lappwaldsees. Hier werden unter anderem eine Binnendüne und deutlich sichtbare Braunkohleflöze erhalten bleiben. Im gewässernahen Bereich ist an eine Badenutzung gedacht.
Der Lappwaldsee bietet nach Ansicht des Landkreises Börde günstige Voraussetzungen, um sich im Frühjahr und Herbst zu einem überregional bedeutsamen Rastplatz für ziehende Großvögel wie Kraniche und Gänse zu entwickeln.
Das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt macht in seiner Stellungnahme darauf aufmerksam, dass sich weitere Verfahrensschritte aus unterschiedlichen Gründen nach hinten verschieben könnten. So prüfen derzeit der Bergbauträger MIBRAG sowie die sanierenden Unternehmen HSR und LMBV, den ursprünglich anvisierten Endwasserstand von +103 m NHN auf etwa +113 oder 114 m NHN anzuheben.
Ein limnologisches Gutachten soll die Änderungen durch eine Anhebung des Endwasserstandes untersuchen. Das Ergebnis des Gutachtens wird Ende 2023 erwartet. Im Falle einer Erhöhung des Endwasserstands würde sich auch das prognostizierte Flutungsende und damit das Ende der Bergaufsicht "deutlich in die Zukunft verschieben".
Alle Planungsunterlagen und Stellungnahmen können eingesehen werden:
Der Entwurf des Bebauungsplanes Lappwaldsee befindet sich derzeit in der Bearbeitung bzw. im Verfahren.