Ab Mitte des 20. Jahrhunderts diente die im Helmstedter Revier geförderte Braunkohle fast ausschließlich der Stromerzeugung. Nachdem die Förderung im Tagebau Schöningen, dem letzten aktiven Tagebau im Revier, eingestellt und das Braunkohlekraftwerk Buschhaus im Zuge des bundesweiten Kohleausstiegs abgeschaltet wurde, finden derzeit weitreichende planerische Veränderungen statt. Ziel ist es, die Revierflächen nachhaltig und zukunftsweisend zu gestalten.
Der Planungsverband Buschhaus arbeitet gemeinsam mit dem Planungsverband Lappwaldsee, den beteiligten Gebietskörperschaften und den Eigentümern daran, die Flächen auf- und vorzubereiten für die Entwicklung von zukunftsfähigen Bereichen. Erst nach eingehender Prüfung einer möglichen Weiternutzung werden nicht mehr benötigte Infrastrukturen zurückgebaut. Auch auf diese Weise verfolgt man ressourcenschonende Strategien der Nachnutzung.
Der Standort Buschhaus ist bisher als Vorrangstandort für den Betrieb von Großkraftwerken ausgewiesen. Nun wurde er als möglicher landesbedeutsamer Vorrangstandort für die Gewinnung und Nutzung erneuerbarer Energien identifiziert. So bliebe ein Großteil der vorhandenen spezifischen Infrastruktur weiterhin nutzbar. Der Standort soll daher mit der grundsätzlichen Zielsetzung "großräumiges Gewerbe- und Industriegebiet" mit einem Schwerpunkt auf der Entwicklung und Nutzung regional bedeutsamer Energiecluster auf Basis erneuerbarer Energien entwickelt werden.
Aufgrund der infrastrukturellen Voraussetzungen bieten sich hier hervorragende Standortbedingungen für innovative Wasserstofftechnologie. Sowohl die Anlagen des Kraftwerks Buschhaus als auch die guten Anbindungen an bestehende Strom-, Gas-, Daten- und Verkehrsnetze erweisen sich als vorteilhaft.
Grüner Wasserstoff ist der Energieträger von morgen und der Aufbau einer starken Wasserstoffwirtschaft gehört zum Kern der niedersächsischen Wirtschafts-, Forschungs- und Klimaschutzpolitik. Diese Zukunftstechnologie soll in der Region Helmstedt verankert und über die Energiespeicherung in Form der Wasserstoffproduktion hinaus entlang der gesamten Wertschöpfungskette abgebildet werden.
Das Ziel ist es, die Forschungskompetenzen in Niedersachsen in einem Wasserstoffstandort zu bündeln und so eine weltweite Spitzenposition in der Entwicklung von grünem Wasserstoff einzunehmen. Als gemeinsames wissenschaftliches Zentrum der Universitäten Braunschweig, Clausthal, Göttingen, Hannover und Oldenburg übernimmt das Energie-Forschungszentrum Niedersachsen (EFZN) die wissenschaftliche Begleitung des Projektes. Die enge Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist zentral, um dieses innovative Vorhaben erfolgreich umzusetzen. Auch Bestandsfirmen treiben die Transformation maßgeblich voran, denn der Blick in die Zukunft übersieht nicht die gewachsene Gegenwart.
Der Landkreis war und wird immer Energiestandort bleiben. Firmen aus dem Bereich der Energiewirtschaft, die ihren Sitz bereits in der Region haben, sehen ebenfalls die Dringlichkeit der Transformation aus der fossilen in die regenerative Energiegewinnung und haben die Chancen des Wandels erkannt. Diese ansässigen Unternehmen bündeln ihr Know-how und wollen durch eine Kooperation die Wasserstofftechnologie weiter vorantreiben.
Um die vollständige Dekarbonisierung bis 2050 zu erreichen, muss fossiles Erdgas sukzessive durch regeneratives Gas ersetzt werden. Hinter dem geplanten Projekt der ansässigen Unternehmen zur Wasserstoff- und darauf aufbauenden e-fuel-Entwicklung steht die Idee, eine innovative Power-to-Fuel-Plattform zu realisieren. Darüber hinaus engagieren sich die Unternehmen in einem Modellvorhaben zur Wasserstoffmobilität in Helmstedt. Sie sind Teil einer Wertschöpfungskette, die von der Bereitstellung von grünem Strom, der Produktion von Wasserstoff über den Transport und die Bereitstellung von Wasserstoff für die Betankung, der Herstellung von Brennstoffzellenbussen bis hin zu einem ÖPNV-Dienstleister reicht, der eine nachhaltige Mobilität für die Bürger in ländlichen Raum anbieten möchte.
Zur Gewinnung von grünem Strom sollen auf den ehemaligen Tagebauflächen neben umfangreichen Photovoltaikanlagen weiterhin Windenergieanlagen entstehen. Wasserstoff ist der ideale Speicher für überschüssigen Wind- und Solarstrom. Zusammen mit weiteren Formen der Energieerzeugung (Biomasse, Plastikabfälle) wird so die Basis für die industrielle Produktion von Wasserstoff, Methanol sowie weiteren synthetischen Kraftstoffen geschaffen. Die Herstellung dieser Power-to-X-Produkte zusammen mit weiteren Speichertechnologien bieten dabei die zentrale Einheit im Konzept des Energieparks auf den ehemaligen Revierflächen. Übergeordnetes Ziel ist es, energieintensive Industrie anzusiedeln und eine Versorgung durch grünen Strom und Kraftstoffe anzubieten.
Um eine Fläche von letztlich 400 bis 800 Hektar zur potenziellen Gewinnung erneuerbarer Energien, insbesondere mithilfe von Photovoltaik-Anlagen, ausfindig zu machen, wurden im Rahmen einer Potenzialstudie im gesamten Helmstedter Revier rund 4.500 Hektar untersucht. Als Potenzialflächen für Freiflächen-Photovoltaikanlagen konnten beispielsweise die Bereiche "Wulfersdorf Hohnsleben" und "Schöninger Nordfeld" identifiziert werden.
Baden, Wassersport, Angeln, Naturschutz - all diese und weitere Interessen wurden in der Masterplanung berücksichtigt. Im Nutzungskonzept finden sich die kurz- und langfristigen Zielsetzungen anhand von Entwicklungszeiträumen wieder.
Im Gegensatz zu einem touristischen Großprojekt als Einzelmaßnahme, das die Gefahr birgt, unflexibel und instabil zu sein, liegt der Masterplanung eine modulare Entwicklung aus Basisinvestionen und verschiedenen Ausbaustufen zugrunde. Diese Konzeption hat den Vorteil, von einer Grundausstattung des Raumes auszugehen und nachfrageorientiert nach einem Baukastenprizip flexibel wachsen zu können.
Auf Basis der Masterplanung können die weiteren Planungen, Abstimmungen, Vorbereitungen und auch Fördermittelakquisitionen erfolgen.
Der Masterplan beinhaltet zukünftige Nachnutzungsoptionen für den länderübergreifenden See, der inzwischen den Namen Lappwaldsee trägt. Diese Nachnutzungsoptionen gilt es nun fortzuschreiben und mit den Rekultivierungsmaßnahmen der Bergbauträger abzustimmen. Zielstellung des Planungsverbandes ist es, die Rekultivierungsplanung mit der kommunalen Bauleitplanung optimal zu verschränken, um Synergien zu nutzen. Hierunter fallen insbesondere auch die Nachnutzbarkeit von Wirtschaftswegen bzw. die Neuanlage eines Uferweges sowie eines Panormaweges am See.
Mit der Ausweisung des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ als „Grünes Band“ durch das Land Sachsen-Anhalt gewinnt die Planung zusätzlich an Bedeutung.
Den Masterplan bieten wir hier zum Download an (19 MB)